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Die Universität, St.Gallen und die Identitären

Kürzlich erschienen im Studentenmagazin der HSG zwei Kommentare zur Identitären Bewegung. Sie waren im Stil allseits bekannter Pro-/Kontra-Argumentationen einander gegenübergestellt.

Die Identitäre Bewegung ist ein Gefäss ultrarechter, meist männlicher, junger Studierender. Sie orientieren sich an der Konservativen Revolution, die noch vor dem aufkommen des Faschismus in Italien elitäre, kämpfende Männerbünde, den Kampf als solches, Nationalismus, Jugend, Mut und Krieg heroisierten. Sie war ein Wegbereiter für den später aufkommenden Faschismus. Auch wenn einige ihrer Exponenten nicht mit allem einverstanden waren, was Mussolini und später Hitler taten. Ausserdem hatten sie dann bloss elitäre Vorbehalte gegenüber den Massen, die der Faschimus ansprechen wollte, nicht gegenüber den transportierten und geförderten Werten.

Die Identitären und sehr ähnliche neurechte Organisationen kopieren linke Strategien. Sie besetzen Häuser, unterstützen vereinzelt öffentlichkeitswirksam weniger gut Betuchte (der «richtigen» Nationalität), führen Störaktionen «linke» Anlässe durch und vernetzen sich nebenbei mit Exponent*innen der etablierten rechtsextremen Parteien, wie der AfD, NPD, FPÖ und der Alleanza Nationale.

Sie hatten sogar ein Schiff gechartert um die Schiffe, die im Mittelmeer ertrinkende Geflüchtete retten, an ihrem solidarischen Tun zu hindern.

Ausserdem greiffen ihre Mitglieder durchaus Andersdenkende an. Nur nicht unbedingt direkt an Aktionen, die unter dem Label der Identitären laufen. So viel zur den Thesen des Pro-Schreiberlings, die Identitären wenden keine Gewalt an und würden die Meinungsfreiheit schützen. Ganz abgesehen davon, dass er offensichtlich das Ertrinken Tausender im Mittelmeer oder unmenschliche Bedingungen in Flüchtlingslagern in ganz Europa überhaupt nicht gewaltätig findet.

Die wenigsten Menschen kennen die Gesichter der Konservativen Revolution oder ihre Ideen. Und ohne ein bisschen Wissen über die Geschichte des Faschismus ist nicht sofort erkennbar, dass schon alleine die oben genannten Werte mehr als übel sind. Auch kennen die wenigsten Menschen Hintergründe und Werte der Identitären.

Dadurch fällt es ihnen leicht sich mit dem bis in den politischen Mainstream beliebten Label «weder links, noch rechts» zu schmücken und so ihrer mindestens vor-faschistischen Propaganda Raum zu verschaffen.

Nun ist sich also ein Studi der Universität St.Gallen nicht zu blöde und schafft deren dreckiger Propaganda Raum, macht sie bekannt. Er findet sogar, man kann diese Einstellung ja haben.

Es ist das traurige, langweilige und leider funktionierende Spiel sich mit Hilfe der Meinungsfreiheit Raum zu schaffen für freiheitsfeindliche, nationalistische, rassistische, frauenverachtende Werte.

«Wir sind weder links noch rechts, alle dürfen sagen, was sie wollen, also dürfen wir wohl auch mal sagen…». Und allzu viele Menschen fallen (wieder) auf diesen Blödsinn herein.

Nun ist dies aber nicht alles: Nicht lange vor Erscheinen dieses Kommentars im Prisma tauchte das Logo der Identitären an der für alle zugänglichen Sprayerwand auf der Kreuzbleiche auf. Ergänzt mit den Worten «Freiheit, Stolz, Tradition».

Ausserdem erdreisteten sie sich jüngst an einem Fussballspiel Affengeräusche zu machen, wenn People of Colour den Ball spielten.

Es stellt sich also ganz klar die Frage, ob denn der Pro-Kommentar des HSG-Studis nicht Teil einer Strategie der Identitären in St.Gallen und an der Uni St.Gallen vermehrt präsent zu sein und Fuss zu fassen.

Die HSG mit ihrer ultraliberalen Wirtschaftsfakultät und dem von Beginn weg explizit gegen die Werte der Linken (ursprünglich der 68er-Bewegung) gerichteten, alljährlichen HSG-Symposium wird von den Identitären sicherlich als fruchtbarer Boden angesehen.

Damit unterstellen wir also auch dem Schreiberling, dass er Teil der Identitären ist. Wie soll auch sonst jemand auf die Idee kommen und über eine derartige, in der Schweiz fast ganz unbekannte, Randgruppe schreiben?

Und dies in einer Zeit in der die rechtsextremen politischen Parteien – damit ist die SVP explizit mitgemeint. Und nicht nur, weil einer von ihnen-Simon Stocker (Ortspartei-Vize-Präsident der SVP Morschach) mit den Nazis in Schwyz gegen eine linke Demo prügelte und von dieser ein Demo-Transpi erbeutete und dieses dem bewaffneten Arm des Neonazinetzwerkes Blood & Honour (Combat 18) übergeben hat – den ideologischen Boden schaffen für brutale antiislamische und antisemitische Attentate wie zuletzt in Neuseeland und in Halle.

Kein Fussbreit den Faschist*Innen

Weiterführender Link: https://www.saiten.ch/achtung-nazi-kaeule/